Dr. Andreas Lösch, Dr. Linda Nierling & Prof. Dr. Melanie Volkamer

Dr. Linda Nierling

Deepfake-Technologie, eine Technologie zur Manipulation von Video- und Audio-Dateien, wird hinsichtlich ihres derzeitigen und zukünftigen Missbrauchspotentials in der Wissenschaft und Politik mit großer Sorge diskutiert. Wenig ist dabei bekannt, inwieweit politische und wissenschaftliche Ängste sich im breiten öffentlichen Diskurs wiederfinden. Nach einer grundlegenden Einführung in die Deepfake-Technologie und deren soziale Dimension entsteht im Rahmen dieser Arbeit ein erster Versuch, ein sozial-mediales Stimmungsbild zu Deepfakes zu erfassen. Anhand eines besonders populären Deepfakes - dieses zeigt vermeintlich den Schauspieler Tom Cruise - sollen Sentiments, Sorgen und Ängste des damit konfrontierten Publikums identifiziert werden. Untersucht werden soll dabei die Entstehungsgeschichte des Videos sowie die bisherige Reaktion des Online-Publikums durch eine qualitative sowie quantitative Aufarbeitung der entsprechenden Youtube-Kommentare. Die qualitative Analyse erfolgt durch eine Auswertung der meistgelikten Kommentare, die quantitativ Untersuchung unterzieht die Gesamtheit der Kommentare einer Wortkollokationsanalyse und visualisiert die Ergebnisse. Mittels der Analysen konnte ein erstes Stimmungsbild erfasst werden: Die Reaktion des Publikums auf das untersuchte Deepfake ist zu großen Teilen negativ, übersteigt die Diskussion der oberflächlichen Videoinhalte und thematisiert gezielt die dahinterliegende Technologie. Die Diskussion findet dabei Anschluss an die wissenschaftliche Debatte und benennt Missbrauchspotential und -szenarien sowie gesellschaftliche Implikationen von Deepfake-Technologie. Chancen der Technologie sowie tatsächliche, derzeitige Opfer pornografischer Deepfakes treten, analog zur wissenschaftlichen Debatte, in der Publikumsreaktion in den Hintergrund.